Neue Kategorie: Schreibmaschine

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Nachdem ich in den letzten Wochen einige Schreibmaschinen angesammelt und hergerichtet habe, komme ich nun wieder häufiger zum Texte schreiben. Das Tippen macht mir überaus großen Spaß und ist am Abend ein schöner analoger Ausgleich zum fordernden IT-Alltag. Dem Charme dieser äußerst robusten und ausgeklügelten Maschinen war ich schnell erlegen, denn das haptische und akkustische Feedback hat etwas sehr Beruhigendes und Zufriedenstellendes.

Neuster Zuwachs, Canon T70 mit Canon FD f1,8 50mm. Eine sehr gute Kamera!

In der Zwischenzeit kam eine "neue" alte Kamera Canon T70 in meine die Sammlung, die mich seither mit dem schönen hellen und großen Sucher begeistert. Auch habe ich mit dieser Kamera nun zum ersten Mal analogen Farbfilm verschossen und über die lokalen Drogeriemärkte entwickeln lassen. Bezogen auf die Bildkosten ein nicht ganz billiger Spaß: Um die 3€ pro 24-Bilder-Film + weitere 2-3€ für die Entwicklung eines Films. Die Farbnegative scanne ich mit meinem Setup selber ein und schlage mich dann mit den Farbkurven herum, um brauchbare digitale Bilder zu erhalten. Beim Anblick der Ergebnisse kann ich nun endlich nachvollziehen, was einige Fotografen mit "Vintage-Look" meinen und dafür bestimmte Filme und Kameras horten, wie ein Drache seinen Schatz. Mehr zur Kamera und den geschossenen Bildern gibt es in den folgenden Tag in einem neuen Fotos-Beitrag. Zurück zu den Schreibmaschinen.

Bescheidene Anfänge

Die gute Erika 32 in hervorragendem Zustand dank der Aufbewahrung im Koffer. Da gehört noch eine blaue Abdeckung auf die gut sichtbare Mechanik. Das Farbband ist auf dem Bild auch entfernt, da dieses durch die notdürftige Wiederbelebung über Nacht in WD40 doch etwas gesaut hat.

Seinen Anfang nahm dieses neue Hobby mit dem Interesse an diesen vergessenen Schreibgeräten, nachdem ich irgendwie auf die Bezeichnung Erika gekommen war. Bei Ebay fand ich dann recht fix dieses sehr gut erhaltene Exemplar einer Erika 32 (Die Erika 42 hat zusätzlich Tabulatoren, eine Sperre bei Erreichen des Zeilenende und eine Papiereinführhilfe) für weniger als 20€. Die gute Maschine war kaum in Betrieb und wurde stets im Koffer aufbewahrt, so dass sich überraschend wenig Verschleiß und Schmutz über die mindestens 50 Jahre angesammelt haben. So war die Reinigung und Wartung auch sehr schnell erledigt. Zwei Schlitzschrauben muss man an der angeschraubten Bodenplatte lösen, dann lässt sich die Platte entfernen und gibt die Unterseite mit der Mechanik frei. Die Akzent-Taste kam nach ein paar Tropfen Öl nun selbstständig wieder zurück und funktionierte einwandfrei. Ich selber musste mich nun nach vielen Jahren wieder um die korrekte Anwendung des Zehn-Finger-Schreibens bemühen, damit die Typen sich nicht jedes Mal verhakten (was übrigens auch der Grund für die QWERTZ / QWERTY-Tastaturanordnung ist). Dabei fiel mir auf, wie bequem das Schreiben auf einer modernen Computertastatur doch eigentlich ist, da man fast gar keinen Tastendruck ausüben muss. Allerdings nutze ich fast ausschließlich mechanische Computertastaturen mit besonders klickfreudigen Schaltern, so dass ich sowohl ein haptisches, als auch hörbares Feedback erhalte und beim Schnellschreiben auch mal intensiver auf die Tasten hauen kann. Beides ist beim Schreiben mit der Schreibmaschine im Überfluss vorhanden.

Die Erika ist eine schöne, hochwertige und kompakte Maschine. Jedoch merkt man ihr an, dass sie Materialeinsparungsversuchen zum Opfer fiel. Das eingesetzte Plastik ist keineswegs billig, es hat schließlich mindestens 50 Jahre bis heute ohne Blessuren und Verfärbungen überstanden. Aber an die Haptik und Stabilität der 20 Jahre älteren Olympia und Adler kommt das kleine Maschinchen partout nicht an - Muss es aber auch nicht, denn die Aufgabe der Erika als Reiseschreibmaschine ist es, möglichst kompakt und leicht unterwegs ein Schriftstück zu verfassen oder einen Antrag ausfüllen zu können. Die schweren Schreibmaschinen á la Olympia und Adler hingegen sind für die tägliche ergonomische Benutzung und effektive Bearbeitung ausgelegt. Die Schriftart der Erika hat es mir allerdings angetan, weshalb ich einen der Erika ähnlichen Schriftart genau in diesem Moment für diesen und folgende Blogeinträge verwende.

Ungewohnt: Keine Taste für die Ziffer 0, das wird über einen Großbuchstaben O erledigt. Oder sehen Sie einen Unterschied?

Die gesäuberte Erika mit neuem Farbband, sämtlichen Zubehör. In der kleinen weißen Papiertüte links ist der Schlüssel, mit dem man den Koffer verschließen kann. Auf dem Qualitätsatest ist leider kein Datum vermerkt. Die Maschine wirkt, durch ihr schlichtes Design, zeitlos.

Die Erika wirkt mit ihrem reduzierten und klaren Design schon beinahe zeitlos modern und stößt auch heute noch auf großes Interesse. Als Gag habe ich die Maschine neben der Kamera Zeiss Ikon Ercona II zu einem Kundenevent mitgebracht und stieß mit den Mitbringseln auf regelrechte Begeisterung! Wenn den ganzen Tag hinweg rein theoretisch gearbeitet wird, wirkt so eine greifbare, nachvollziehbare und spürbar Rückmeldung gebende Maschine beinahe therapeutisch. Der Fakt, dass die Erika fast 50 und die Kamera beinahe 70 Jahre alt waren und dabei der Zeit zu trotzen schienen, verblüffte nur noch mehr. Die Reaktionen haben mich tief beeindruckt und ich sehe da einen Zusammenhang im Wunsch nach einfachen, nachvollziehbaren Lösungen (wie die Maschinen) und den hochkomplexen Problemstellungen, die wir in diesen Tagen durchzudringen versuchten. So kann ich mir zumindest meine anwachsende Sammlung an Kameras, Schreibmaschinen und anderen Utensilien erklären...

Ungetüm

Das schwere und laute Ungetüm: eine funktionsfähige Brother Super 7800 Kugelkopfschreibmaschine.

Wie schon mit den analogen Kameras, überkam mich nach einiger Recherche schließlich der Wunsch, mal eine elektrische Maschine zu beschaffen. Als technische Meisterleistung und am beeindruckendsten gelten Kugelkopfschreibmaschinen. Die Originale von IBM werden im guten Zustand durchaus für untere Dreistellige Beträge gehandelt und so viel Geld war ich dann doch nicht bereit auszugeben. Hinzukommt die Notwendigkeit, dass ich mit meinem Auto die Maschine abholen müsste, da bei einem Gewicht von jeseits der 20KG der Versand exorbitant teuer würde. Auch gibt es solche IBM Selectrics kaum in Ostdeutschland, so dass die Fahrt dorthin schon eine kleine Reise für sich selber darstellt. Nach etwas Suche kam ich dann per Kleinanzeigen zu der oben zu sehenden Brother Super 7800 die es für schmale 10€ bei Coburg abzuholen gab. Daheim angekommen funktionierte die Maschine auch - und erschreckte mich mit dem exorbitant lautem Schreibgeräusch!

Ein Presslufthammer ist ja leiser! Das Grundgeräusch des Motors und zusätzlich das Hämmern des Kugelkopfes auf das Papier...

Dafür war die Tastatur ziemlich nahe an den klassischen mechanischen PC-Tastaturen aus den 90er Jahren und lässt sich fast ohne Kraftaufwand bedienen. Allerdings kann man schneller tippen, als die Maschine schreiben kann und so kommt es häufiger dazu, dass Buchstaben verschluckt werden. Hinzukommt, dass sich eine Arretierung des Schreibkopfes verzogen oder verstellt haben muss, da bestimmte Buchstaben nicht mehr vollständig auf das Papier übertragen werden. Auf Grund der Komplexität des Mechanismus, der allerdings im Vergleich zu einer IBM Selectric dank des fixen Kopfes deutlich verringert ist, konnte ich den Fehler nicht beheben und so steht dieses Mammut in seinem Kunststoffkoffer im Keller und wartet auf den Tag, an dem ich mich der Sache noch einmal annehmen werde.

Nach einigem Probieren konnte ich die Abdeckung abnehmen und war von der Mechanik erstaunt! Es ist allerdings höchste Vorsicht geboten, da die Windungen des Elektromotors freiliegen und auch sonst an einigen Stellen nur die Luft als Isolation dient.

Große Schreibmaschinen

Sucht man im Internet nach der besten mechanischen Schreibmaschine die es gibt, so landet man häufig bei der Olympia SG1 und deren Nachfolgern bzw. Verwandten. Nach einigem Suchen hatte ich dann recht kurzfristig ein Angebot über Kleinanzeigen bei Hof gefunden und mich an einem Sonntagmorgen auf den Weg gemacht.

Die Adler in der Draufsicht. Die saubere Walze fällt auf. Gebaut wurde diese Maschine in den Adlerwerken in Frankfurt am Main. Die Tabulatorenreihe ist über der Zahlenreihe zu sehen. Links neben der Tastatur ist die Schriftfarbe wählbar, rechts die Umschaltung für Normal- und Breitschrift.

Trotz Isopropanol gelingt es mir nicht, den Deckel und andere Schmutzstellen komplett sauber zu bekommen. Oben rechts erkennt man den automatischen Papiereinzug am hinteren Hebel. Das originale Teil ist leider verloren gegangen, aber mit einer Maschinenschraube und Mutter funktioniert der Hebel genauso gut. Die gebrochene Leertaste beeinträchtigt das Schreiben überhaupt nicht, da sie mit innen mit Metal verstärkt ist.

Die horizontale Metalstange ist für den Betrieb mit Breitwagen ausgelegt. Montiert ist der Standardwagen für A4 Horizontal. Typenschild und Verkäuferschild sind links und rechts zu sehen.

Eine schwere und große Maschine. Der in der linken Bildmitte vom Wagen nach links abstehende Hebel löscht die gesetzten Tabulatoren.

Zurück kam ich sogar mit zwei Maschinen; Neben der Olympia SG1 nahm ich noch eine Adler Universal Standard mit, die einen Papiereinzug besaß und ebenfalls überraschend gut erhalten war.
Die Olympia war in einer Schule, die Adler bei einer Behörde im Einsatz. Bei beiden Maschinen kann man den Wagen sehr einfach durch das Lösen von zwei Schraubeverbindungen abbauen und durch einen anderen, meist Breitwagen, ersetzen. Die Papiereinzugsautomatik der Adler ist eine schöne Hilfe, die es bei der Olympia mit einem anderen Wagen auch gäbe. Die Adler hat zusätzlich eine Funktion, um in Breitschrift zu schreiben. Damit wird zwischen getippten Zeichen jeweils ein Leerzeichen eingefügt.

Die auseinandergenommene Olympia SG1 aus den 50er Jahren. Viel Schmutz hat sich über die Jahre angesammelt, der in Zwei Tagen Kleinarbeit und mit viel Isopropanol entfernt wurde. Eine sehr stabile und zuverlässige Maschine, die scheinbar bereits einen Sturz - bis auf Blessuren des Gehäuses - überlebt hat. Links ist der abnehmbare Wagen sichtbar.

Das Tippen auf der Maschine ist ein Traum! Der Anschlag lässt sich in der Härte verstellen, die Ergonomie ist spitzenmäßig, alle Bedienelemente und Mechaniken arbeiten präzise! Allerdings auch hier keine dedizierte Ziffer-0-Taste.

Die Olympia ist seither meine Standardmaschine und wird fast täglich für das Verfassen einer Tagebuchseite oder anderer Ideen genutzt. Zur Geräuschdämmung steht die Maschine auf einer dicken Filzdecke auf meinem Wohnzimmertisch vor der Couch. Dennoch ist der Krach nicht unerheblich, weshalb ich das Schreiben der nachbarschaftlichen Beziehungen wegen auf Uhrzeiten vor 20 Uhr beschränke. Trotz Decke ist das Knallen der Lettern auf das Papier über der Walze weiterhin ungedämmt und damit nun die lauteste Komponente. Im Gegensatz zur Adler ist die Olympia nicht innenverkleidet, weshalb das mit viel Hohlraum ausgestattete Metallgehäuse jegliche Betriebsgeräusche als Resonator verstärkt.

Noch lauter sind nur die oben vorgestellte Brother Super 7800 und die ca. 15 Jahre jüngere Verwandte, die Typenradschreibmaschine Brother AX-430 die ich bald in einem eigenen Beitrag vorstellen werde. Am leistesten ist tatsächlich die Erika, wenn man die angeschraubte Unterlage entfernt und die Maschine auf eine Decke legt. Von einem Einsatz in der Nacht sehe ich dennoch ab, wenn es für meine Ohren schon unangenehm ist, zu so später Stunde solchem Krach ausgesetzt zu sein.