Zeiss Ikon Ercona II

Eine sehr gut erhaltene Balgenkamera aus den Jahren 1956 - 1962. Ich habe sie spontan auf der Ebay-Suche nach einer klassischen Mittelformatkamera entdeckt und mich sofort verliebt.
Laut Vorbesitzer wurde die Kamera seltenst und seit den 70ern gar nicht mehr verwendet. Bei der Ankunft erwartete ich auf Grund des Alters eine verharzte Blende oder einen klemmenden Verschluss - aber sie funktionierte tadellos! Einzig das Lederimitat des Gehäuses beginnt sich - alterstypisch, immerhin mindestens 60 Jahre alt - abzulösen, weshalb ich wohl bald eine Neubelederung durchführen werde.
Diese Ercona II hat die hochwertigste Ausstattung mit dem Tempor-Verschluss und dem Tessar-Objektiv 105mm/f3.5. Wie im in der Linkliste aufgeführten Link von zeissikonveb.de nachzulesen, gab es zwei Vorgängermodelle mit verschiedenen Objektiven und Verschlüssen, welche nicht alle Verschlusszeiten oder offenen Blendwerte dieses Modells erreichten.
Hinzu kommt das mit einer Spiegelreflexkamera vergleichbare Gewicht, aber die deutlich flacherere Bauform durch den Balgen. Damit eignet sich eine solche Kamera perfekt für Wanderungen oder Reisen. Trotz des lichtstarken und hochwertigen Objektives, im Zusammenspiel mit dem Mittelformatfilm, ist der Einsatz eines Statives angeraten. Man benötigt allerdings einen Adapter um einen modernes 1/4 Zoll Stativstück in eines der 3/8 Zoll Löcher zu schrauben.
Die Kamera schießt immer noch hervorragende Bilder im 6x9cm Format und ist sehr simpel und verlässlich! Eine sehr schöne Kamera, die ich weiterhin sehr gerne pflegen und einsetzen werde.
Inhalte
Daten zur Kamera
Eigenschaft | Wert |
---|---|
Bezeichnung | Zeiss Ikon Ercona II |
Hersteller | VEB Zeiss Ikon, Dresden |
Kameraart | Balgenkamera |
Herstellungsjahr | 1956 - 1961 |
Seriennummer | 5057222 |
Filmformat | Mittelformat, 6x6cm und 6x9cm |
Funktionsfähigkeit | Vollständig |
Objektiv | Carl Zeiss Jena Tessar, Blende 3.5, 105mm |
Naheinstellgrenze | ca. 1,3m |
Objektiv-Seriennr. | 4473181 |
Verschluss | Tempor |
Verschlusszeiten | Bulb, 1s, 1/2s, 1/5s, 1/10s, 1/25s, 1/50s, 1/100s, 1/250s |
Ausstattung | Vacublitzanschluss, Zubehörschuh, Vorlaufwerk, in Deckengehäuse eingearbeiteter Sucher |
Bedienung
Die Bedienung der Kamera ist ziemlich simpel und wie folgt beschrieben.
Balgen aus- bzw. einklappen
Herzstück ist der empfindliche Balgen der Kamera, der für den Transport eingeklappt wird.
Es gilt äußerste Vorsicht im Umgang mit dem Balgen und der Kamera im ausgeklappten Zustand!
Ersatz ist inzwischen schwer zu beschaffen und eine Reparatur beschränkt sich meist darauf, entstandene Löcher mit gummiähnlichen Substanzen zu verkleben.
Zum Ausklappen wird einfach der runde Knopf mit Rillen auf der rechten Seite der Oberseite der Kamera gedrückt.
Die Verschlussklappe öffnet sich zur Seite weg während die Mechanik den an Führungsschienen geleiteten Balgen mit Objektiv nach vorne schiebt und ein einrastet. Die Kamera ist nun direkt einsatzbereit.
Soll der Balgen eingeklappt werden, ist zuvor die Kamera auszulösen und die Fokussierung auf Unendlich zu stellen. Anschließend mit sanften Druck auf die beiden Stützen, die im 30° Winkel aus dem Kameragehäuse die Führungschiene stützen, drücken.
Die Mechanik löst sich aus der Ruheposition und der Balgen lässt sich mit behutsamen Druck seitlich auf den Deckel zuklappen.
Foto schießen
- Balgen ausklappen.
- Verschlusszeit durch Drehen des mit Verschlusszeiten beschrifteten geriffelten Rings einstellen.
- Blende durch Verschieben des an der Seite des Verschlussgehäuses angebrachten Blendenhebels anhand der Skala einstellen.
- Verschluss durch vorsichtiges Schieben bis Einrastpunkt des an der Kante der Verschlussrings hervorstehenden Spannhebels spannen.
- Fokusring auf ungefähre Entfernung zum abzubildenden Objekt einstellen.
- Filmtransportdrehring um eine halbe Drehung in die aufgezeichnete Richtung drehen, bis ein spürbares Klicken zu hören und das Schauloch neben dem Drehring rot geworden ist.
- Das Foto kann geschossen werden.
Filmwechsel
Der Filmwechsel ist etwas umständlich im Vergleich zu den allermeisten Kleinbildkameras (Die Ausnahme bildet in meiner Sammlung die kleine Messsucherkamera Werra IV).
Zum Einsatz kommt kein einzelner perforierter 24mm breiter (Kleinbild) Plastestreifen aus einer stabilen Kartusche, sondern ein unperforierter 61,5 mm breiter Plastestreifen, der gemeinsam mit einem ebenso großen und rückseitig bedruckten Papierstreifen und einen Plastehalter gerollt ist. Diese Rolle ist mit einem kleinen Klebestreifen gegen das Aufrollen fixiert und wird in einer Plastetüte plus Umverpackung geliefert. Das ganze nennt sich Rollfilm 120 und kostet in etwa genauso viel wie ein Kleinbildfilm.
Der Umgang erfordert etwas Vorbereitung und Umsicht, da der Film, sobald er sich unbeabsichtigt aufrollt, sofort überbelichtet und unbrauchbar wird. Hinzu kommt, dass der Transport des Film durch die fehlende Perforierung an den Kanten des Films nur durch Reibung bzw. Zug anhang der Mechanik der Kamera durchgeführt wird.
Einlegen des Films
Der rückseitige Deckel der Kamera wird über das Herunterdrücken des unteren Grates an der Unterkannte des Deckels.
Sobald der Grat hervorsteht, öffnet sich der Deckel.
Sofern auf der rechten Seite noch die leere Spule vom letzten Film eingespannt ist, muss diese nun entfernt und gegebenenfalls in den linken Spulenhalter (rot eingerahmt) eingespannt werden, so dass der neue Film sich auf diese Spule aufrollen kann. Das Entnehmen und Einsetzen von Spulen ist über die Bleche mit den Spulenträgern an der Unterkannte gut durchführbar (grüne Striche). Gleichzeitig kann man den Einsatz für 6x6-Bilder (blau eingerahmt) entnehmen, um 6x9 Bilder aufzunehmen. Zusätzlich sollte man den Drehknopf für das entsprechende Bildformat für die Suchereinstellung drehen.
Anschließend öffnet man die Verpackung des Rollfilms, entnimmt diesen der Packung und spannt die Rolle in den rechten Spulenträger in der Art und Weise ein, dass sich der Film mit der Papierseite zum geschlossenen Deckel zeigend nach links in die leere Spule bewegt. Man öffnet vorsichtig den Klebestreifen und führt die Lasche langsam in den Schlitz der leeren Spule auf der linken Seite, wobei man darauf achtet, dass der Film gerade abrollt.
Man fixiert und führt gegebenenfalls den Film in Position, während man den Filmtransportdrehknopf dreht. Dieser wird behutsam über den Einrastpunkt hinaus gedreht, bis der Film sich alleine durch den Drehknopf transportiert. Es erscheint auf dem Papierstreifen bald ein schwarzer, die Ober- und Unterkannte des Film überspannender Pfeil, der anzeigt, dass nun die Rückwand geschlossen werden muss.
Anschließend öffnet man das Schaufenster auf dem Deckel, welches für das gewünschte Fotoformat passend ist, und dreht den Transportknopf, bis Symbole zu sehen sind.
Auf die Symbole folgt bald die Ziffer 1 bei welcher der Transport gestoppt wird.
Nun ist der Film für das erste Bild korrekt positioniert. Das Schaufenster ist anschließend zu verschließen, um eine Fehlbelichtung zu verhindern.
Nach geschossenem Foto wird das Schauloch geöffnet und der Transportdrehknopf gedreht, bis erneut Symbole und die nächste Ziffer erscheint. Dann ist der Film bereit für die nächste Belichtung eines Fotos.
Sucher
Der Sucher bietet über ein Drehrad zwei Einstellungen, die das Sucherbild jeweils für das 6x6- und 6x9-Format anpassen.
Das Sucherbild für 6x6 sieht wie folgt aus:
Das Sucherbild für 6x9 sieht so aus:
Bilder
Von der Kamera
Mit der Kamera geschossen
Die komplette Sammlung der Bilder ist hier zu finden:
- Die ersten von mir geschossenen Bilder vom 24.01.2021
- Die zweite Rolle Film folgte nur eine Woche später